Während der Kontaktbeschränkung und Ausgangsbeschränkung aufgrund der Corona-Pandemie wuchs die Sorge, dass häusliche Gewalt gegen Kinder zunehmen könnte. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt nun, dass die Pandemie zumindest als Katalysator bei häuslicher Gewalt gewirkt haben könnte. Für die Studie befragte die TUM rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren online nach ihren Erfahrungen mit Gewalt gegen sich selbst und gegen die Kinder im vorangegangenen Monat. Die Statista-Grafik zeigt die Studienergebnisse zu Gewalt gegen Kinder zu Beginn der Ausgangsbeschränkung.
Insgesamt wurden in 6,5 Prozent der befragten Familien Kinder Opfer körperlicher Gewalt zuhause. Bei Familien mit Kindern unter 10 Jahren waren es 9,2 Prozent. Durch die Corona-Pandemie kam es zu Risikofaktoren, welche Gewalt gegen Kinder wahrscheinlicher machte: Jobverlust der Eltern oder Kurzarbeit durch die Corona-Krise, akute finanzielle Sorgen und Quarantäne zuhause führten eher zu Gewalt gegen Kinder, wie die Statista-Grafik zeigt. Am stärksten waren Kinder betroffen, deren Eltern Angst oder Depressionen hatten: Hier kam es bei 14,3 Prozent der Befragten zu körperlicher Gewalt gegen Kinder.
Aus diesen Risikofaktoren leiten die WissenschaftlerInnen mehrere Empfehlungen für eine mögliche zweite Welle der Pandemie ab: „Es sollten Notbetreuungen für Kinder geschaffen werden, die nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen“, sagte Janina Steinert, Professorin für Global Health an der TUM. „Da Depressionen und Angstzustände das Gewaltpotential erhöhen, sollten psychologische Beratungen und Therapien auch online angeboten und ohne Hürden genutzt werden können.“