Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre jüngste Gemeinschaftsdiagnose zur Entwicklung der Konjunktur in Deutschland veröffentlicht. Demnach wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr noch um 1,4 Prozent zulegen. Für das kommende Jahr erwarten die Institute für das Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt allerdings einen Rückgang um 0,4%, für das Jahr 2024 einen Anstieg um 1,9%. Die Institute halbieren damit annähernd ihre im Frühjahr aufgestellte Prognose für dieses Jahr. Grund dafür sei vor allem die krisenhafte Zuspitzung auf den Gasmärkten, welche die deutsche Wirtschaft schwer belaste. Die stark gestiegenen Gaspreise würden die Energiekosten drastisch erhöhen und gingen mit einem massiven gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug einher.
Die Prognose sei mit Risiken behaftet: "Sollte der Verbrauch in diesem Winter nicht, wie in dieser Prognose unterstellt, ausreichend sinken, käme es zu einer staatlichen Rationierung. In dieser Situation müssten die Unternehmen ihre Produktion zusätzlich einschränken."
Zudem ginge nach wie vor ein konjunkturelles Risiko von der Corona-Pandemie und möglichen Infektionsschutzmaßnahmen aus. Zwar seien die Krankheitsverläufe bei der derzeit dominierenden Variante vergleichsweise mild. Es bestünde aber weiterhin die Möglichkeit, dass eine neue Variante mit schwereren Verläufen auftritt. In diesem Fall könnte es wieder zu stärkeren Beeinträchtigungen der Wirtschaftsaktivität kommen.
Die Gemeinschaftsdiagnose ist ein gemeinsames Projekt mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute. Dazu zählen unter anderem das DIW Berlin und das Münchner ifo Institut. Im Forschungsprojekt „Gemeinschaftsdiagnose“ (GD) wird die wirtschaftliche Lage in Deutschland analysiert und prognostiziert. Die Diagnosen werden zweimal jährlich, jeweils im Frühjahr und im Herbst, erstellt. Die Prognosen der GD liefern eine Orientierung für die Projektionen der Bundesregierung.