Wenn Frauen Kinder bekommen, dann arbeiten sie hierzulande oft nur noch in Teilzeit. In vielen Fällen ist das aber nicht ihr Wunsch, sondern ergibt sich aus verschiedenen Faktoren: Zum einen ist da die gesellschaftliche Erwartung, dass Mütter hauptsächlich die Sorgearbeit übernehmen sollten. Zum anderen sind da die steuerlichen Vor- bzw. Nachteile, denn das Ehegattensplitting begünstigt in Paarbeziehungen, dass der Elternteil mit dem geringeren Einkommen zugunsten der Familie beruflich zurücksteckt. Da weiblich konnotierte Berufe traditionell schlechter bezahlt werden, ist dies oft die Mutter. Schließlich sind da noch die Betreuungszeiten in Kitas und Schulen, die auch in der heutigen Zeit noch weit abweichen von der Zeit, die eine Arbeitskraft im Beruf erwartungsgemäß zur Verfügung stehen sollte.
Laut einer Studie von Eurostat waren die Hauptgründe für Frauen in Deutschland 2020, warum sie in Teilzeit arbeiten, Kinderbetreuung und/oder die Pflege von Angehörigen (32,5 Prozent) sowie andere familiäre oder persönliche Verantwortungsbereiche (38,1 Prozent). Bei Männern in Deutschland ist Care- und Pflegearbeit dagegen nur für 7,9 Prozent der Grund, warum sie in Teilzeit arbeiten - eine eklatante Differenz. Der häufigste Grund, warum Männer hierzulande nicht in Vollzeit arbeiten, ist, dass sie sich noch in Ausbildung oder einer beruflichen Fortbildung befinden - also an ihrer Karriere arbeiten (28,9 Prozent).
Ein Vergleich mit Schweden, einem Land, das viel in die Kinderbetreuung investiert, zeigt, dass es auch anders laufen kann: Hier geben nur 16,6 Prozent der Frauen an, dass sie wegen Kinderbetreuung oder Pflegearbeit in Teilzeit arbeiten. Der Hauptgrund, warum schwedische Frauen nicht in Vollzeit arbeiten, ist schlicht, dass sie keine Vollzeitstelle finden konnten (21,6 Prozent).
Die Corona-Pandemie hat die Benachteiligung von Frauen weiter verschärft, da Kitas und Schulen monatelang geschlossen blieben und vor allem Mütter sich zuhause wieder mehr kümmern mussten. Ihre Zeit für Erwerbsarbeit dezimierte sich dadurch weiter oder wurde durch die permanente Anwesenheit des Nachwuchses und die damit verbundenen Ablenkungen zumindest stark gestört. Die Daten zeigen: Bis zur Gleichberechtigung von Eltern, insbesondere Müttern in der Arbeitswelt, ist es hierzulande noch ein weiter Weg.