Ein Großteil der EU-Partnerländer sehen das Ende der Merkel-Ära gleichzeitig auch als Ende eines goldenen Zeitalters für Deutschland. Das legt eine Umfrage des European Council on Foreign Relations in Deutschland und elf weiteren EU-Staaten nahe. Demnach denkt rund ein Drittel der Befragten, dass Machtposition und Einfluss Deutschlands in Zukunft schwinden werden und die glorreichen Tagen in der Vergangenheit liegen. Besonders pessimistisch sind dabei die Unfrageteilnehmer:innen aus dem eigenen Land (52 Prozent), Österreich (52 Prozent) und Ungarn (50 Prozent). Spanien und Schweden hingegen, zählen zu den wenigen Ländern, in denen das goldene Zeitalter der Bundesrepublik überwiegend in der Gegenwart verortet wird. Eine positive Entwicklung in der Zukunft trauen Deutschland nur die wenigsten Befragten zu. Den größten Anteil dahingehend zuversichtlicher Einwohner:innen weisen Ungarn (19 Prozent) und Bulgarien (18 Prozent) auf.
Die Covid-19-Krise hat die Vernachlässigung der deutschen Infrastruktur und den Mangel an Investitionen in die Digitalisierung ans Licht gebracht. Darüber hinaus stellt der sich verschärfende geopolitische Konflikt zwischen den USA und China enorme Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft, die stark Exporten abhängt. Wachsende Skepsis gegenüber Deutschlands Wirtschaft schmälert das Vertrauen in die Führungsqualitäten der Bundesrepublik. Die Umfrage deutet darauf hin, dass Europäer:innen weniger bereit sein könnten, Berlin als Stütze der Europäischen Union zu sehen, wenn sich Skepsis über die Wirtschaftskraft Deutschlands verbreitet.