Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will wegen der Russland-Krise den Import von Flüssiggas (LNG) erhöhen und dafür den Bau von Terminals für Flüssiggas an der deutschen Küste fördern. Die Statista-Grafik zeigt auf Basis von Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (PDF-Download), aus welchen Ländern die Europäische Union im Jahr 2020 das meiste Flüssiggas bezogen hat. Die Top-3-Länder sind demzufolge Katar, die USA und Russland. Der Anteil Russlands liegt danach bei rund 18 Prozent. Wenn die Importe aus Russland ausfallen, müssten die Importe aus anderen Ländern also kräftig steigen, damit der Wegfall des russischen Anteils ausgeglichen werden kann.
Um auch einen möglichen Ausfall weiterer russischer Gaslieferungen durch Pipelines auszugleichen, müssten die LNG-Importe noch weiter intensiviert werden. Wie diese Statista-Grafik zeigt, kommt über die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland. Außerdem sind noch Norwegen und die Niederlande wichtige Lieferanten.
Obwohl Deutschland im EU-Vergleich den höchsten Erdgasverbrauch hat, gibt es auf dem Gebiet der Bundesrepublik allerdings bis heute kein einziges LNG-Terminal. Ein direkter Import des Flüssiggases ist daher nicht möglich. Das Flüssiggas muss in Terminals in Zeebrügge (Belgien), Dünkirchen (Frankreich) und Gate (Niederlande) angeliefert und erwärmt werden.
Der Einsatz von verflüssigtem Erdgas ist umstritten. Das Umweltbundesamt ist der Ansicht, dass ein verstärkter Einsatz von LNG insbesondere im Vergleich zu per Pipeline transportiertem Gas aus klimapolitischer Sicht und unter Energieeffizienzaspekten nicht begründbar ist. Zugleich führt das Umweltbundesamt aus, dass ein Ausbau der LNG-Infrastruktur im Zuge der Energiewende zu einer verbesserten Versorgungssicherheit sowie mehr zu Wettbewerb beitragen könne.
Bei der Förderung von Erdgas kommt oft die Fracking-Methode zum Einsatz. Fracking ist nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe eine besonders klima- und umweltschädliche Förderart von Öl und Erdgas. Sie sei verbunden mit einem massiven Wasserverbrauch, der Industrialisierung ganzer Landstriche, Wasserkontamination, künstlichen Erdbeben, negativen Gesundheitsauswirkungen und hohen Methanleckagen einhergeht. Entsprechend sei LNG besonders klimaschädlich, weil es als Produkt die kompletten Emissionen aus Förderung, Transport, Verflüssigung, Regasifizierung, Einspeisung in die Gasnetze und letztendlich Verbrauch innehabe. Allein bei der Verflüssigung würden rund 10-25 % des Energiegehaltes des Erdgases verbraucht.