Obwohl Letztverbraucher:innen im Alltag in der Regel nur selten etwas davon spüren, herrscht in manchen Regionen Deutschlands schon heute eine deutliche Wasserknappheit. Laut einer Recherche von Correctiv, in der 350 Verfahren zu Wasserkonflikten zwischen Behörden und Industrie ausgewertet wurden, liegen Landes- und Bundesregierungen keine Notfallpläne für eine potenzielle Wasserkrise vor, abgesehen von Rationierungsvorhaben in einzelnen Gemeinden. Wie unsere Grafik auf Basis von Wassergewinnungs- und abgabemengen im Jahr 2019 zeigt, kann schon allein die öffentliche Wasserversorgung in Bremen und Sachsen-Anhalt nicht durch Eigengewinnung abgedeckt werden.
So konnte die Hansestadt im Jahr 2019 beispielsweise nur 35 Prozent der Abgabe an Letztverbraucher:innen durch die Bereitstellung von Grund-, Quell-, Fluss-, Seen- und Talsperrenwasser oder Uferfiltrat bedienen. Eine Überproduktion fand hingegen in Sachsen statt, die Verbrauchsdeckung betrug im Jahr 2019 rund 140 Prozent. Trotz der deutschlandweit vergleichsweise hohen Zahlen sind die Auswirkungen des Klimawandels innerhalb der vergangenen zehn Jahre besonders in einzelnen Kommunen zu spüren. Nachforschungen von Correctiv zufolge deckelt beispielsweise der Wasserverband Strausberg-Erkner in Brandenburg den Pro-Kopf-Verbrauch derzeit auf 105 statt der durchschnittlichen 128 Liter. Einer der Gründe: Der enorme Wasserbedarf der vor wenigen Wochen eingeweihten Tesla-Gigafactory, der im Zusammenspiel mit den vergangenen trockenen Monaten für weiter schwindendes Grundwasser sorgt.
Während die Wassergewinnung für die öffentliche Wasserversorgung für Endverbraucher:innen am relevantesten ist und eine entsprechende Absicherung gegeben zu sein scheint, sieht die Lage im nicht öffentlichen Bereich deutlich anders aus. Knapp drei Viertel der gesamten deutschlandweiten Wassergewinnung findet in den Bereichen Energie, Bergbau und verarbeitendem Gewerbe statt. Vor allem ersterer weist einen enormen Wasserbedarf auf: Laut Destatis wurden 2019 rund 8,8 Milliarden Kubikmeter Wasser im Energiesektor gewonnen, mehr als doppelt so viel wie im selben Jahr an Haushalte und Kleingewerbe abgegeben wurde. Entsprechend steigende Entnahmen könnten auf lange Sicht auch die Verbrauchsdeckung im öffentlichen Sektor gefährden.