Wenn die Türkei – wie jüngst wiederholt von Präsident Erdogan öffentlich verkündet – aus der NATO austreten und danach Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) werden würde, könnte dies zum Abkühlen der Handelsbeziehungen der Türkei mit NATO-Ländern führen. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des International Trade Centers (ITC) zeigt, betreibt die Türkei allerdings mit vielen NATO-Mitgliedern intensiven und lukrativen Handel – einem Austritt aus der NATO stehen also handfeste wirtschaftlichen Interessen entgegen.
Wie der Blick auf die wichtigsten Handelspartner der Türkei zeigt, gehören diese mehrheitlich der NATO an. Dies trifft insbesondere auf die Abnehmerländer türkischer Exporte zu. Sieben der zehn wichtigsten Exportländer für die Türkei sind Mitglied in der NATO. SOZ-Mitglied Russland rangiert lediglich an Position zehn. Bei den Herkünften türkischer Importe sieht es anders aus: hier liegen die SOZ-Staaten China und Russland vorne, SOZ-Mitglied Indien folgt an Position sechs. Aber auch hier sind die NATO-Mitglieder Deutschland, USA und Italien stark vertreten. Somit ist das Verhältnis von SOZ- zu NATO-Staaten bei den Importen in diesem Vergleich weitgehend ausgeglichen.
Das Türkei und ihre NATO-Mitgliedschaft sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. So hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bereits 2019 mit einem Austritt seines Landes aus der NATO gedroht. Kürzlich wiederholte er diese Absicht und sagte, er wolle im kommenden Jahr einen Beitritt seines Landes zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) erörtern.
Mitgliedstaaten können Medienberichten zufolge relativ einfach aus der NATO austreten. In Artikel 13 des Nato-Vertrages von 1949 heißt es demnach: „Nach zwanzigjähriger Gültigkeitsdauer des Vertrages kann jeder vertragschließende Staat aus dem Verhältnis ausscheiden, und zwar ein Jahr nach Erklärung seiner Kündigung.“ Eine Begründung sei nicht notwendig. Theoretisch können Länder auch Mitglied des Bündnisses bleiben, aber aus den gemeinsamen Militärstrukturen austreten. So hat es Frankreich von 1966 bis 2006 praktiziert.