Eine aktuelle Umfrage von Plan International gibt Einblick in die Einstellung junger Männer in Deutschland gegenüber Frauen. Der online-repräsentativen Erhebung zufolge finden es ein Drittel der Teilnehmer ok, wenn ihnen bei einem Streit mit ihrer Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Ähnlich viele halten Gewalt für ein akzeptables Mittel, um Frauen Respekt einzuflößen. Auch beim Verhalten gegenüber Frauen zeichnen die Daten ein düsteres Bild. Viele Sexualpartner, aufreizende Kleidung, Cat Calling - all das ist für viele 18-35-Jährige ein beziehungsweise kein Problem.
Die Umfrage hat in Medien und Sozialen Medien ein starkes Echo ausgelöst. Während die einen sich entsetzt zeigen, ziehen andere die Repräsentativität der Veröffentlichung in Zweifel. Wichtig ist hier, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie handelt. Indes machen die Verfasser:innen hinreichende Angaben zu Methodik und Repräsentativität. Dort heißt es unter anderem: "Um die Repräsentativität der Stichprobe zu sichern, wurden auf Basis der amtlichen Statistiken Quoten-Vorgaben gemacht." Zwar wären detailliertere Angaben zu Stichprobe (Bildung, Migrationshintergrund, etc.) und Fragebogen hilfreich. Dass diese fehlen reicht aber nicht, um die Repräsentativität begründet in Frage zu stellen.
Dafür eignen sich auch nicht unbedingt andere Studien. Zum Beispiel vergleicht der Journalist Olaf Storbeck die Aussage der Plan-International-Erhebung, dass es 48 Prozent der jungen Männer stört, wenn homosexuelle Männer ihr Schwulsein in aller Öffentlichkeit zeigen mit einer Studie der Antidiskriminierungsstelle der Bundes. Allerdings findet sich dort auf Seite 68 ein ganz ähnliches Ergebnis: 38 Prozent der Befragten ist es dort (eher) unangenehm, wenn zwei Männer in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen. Befragt wurden hier wohlgemerkt 2.000 Menschen beider Geschlechter im Alter ab 16 Jahren.
Fest steht hingegen, dass Frauen in unserer Gesellschaft einem ungleich höheren Gewaltrisiko ausgesetzt sind als Männer. Das zeigen Daten des BKA mit großer Deutlichkeit: 2021 wurden über 115.000 Frauen Opfer partnerschaftlicher Gewalt, 109 von Ihnen wurden von ihrem Partner oder Ex-Partnern ermordet.
Update 13. Juni 2023
Das Für und Wider zur Aussagekraft der Plan-International-Erhebung hat Annika Schneider für den Deutschlandfunk in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst.