Im Land Niedersachsen sind im vergangenen Jahr 2019 deutlich mehr Stalker von Gerichten verurteilt worden als zuvor. Insgesamt wurden 43 Personen wegen Stalkings verurteilt, teilte das Justizministerium in Hannover mit. Die meisten Täter waren Männer, nur sechs der 43 Verurteilten waren Frauen.
Frauen sind deutlich häufiger Opfer von Stalking. Im Jahr 2019 waren laut Angaben des Bundeskriminalamts 16.432 der polizeilich erfassten Opfer weiblich, aber nur 3.772 männlich, wie die Statista-Grafik zeigt. Häufig sind die Täter Expartner, manchmal aber auch Fremde oder nur entfernte Bekannte, wie in einem besonders schlimmen Fall von Stalking in Dessau, der gerade vor dem Landgericht in Hannover verhandelt wird: Der Täter war in seine Arbeitskollegin verliebt, sie erwiderte seine Gefühle jedoch nicht. Daraufhin stalkte er die junge Frau jahrelang, überwachte ihr Handy und rief sie zum Teil mehr als 200 Mal am Tag an. Zudem beleidigte er sie im Internet und legte Fake-Profile von ihr in sozialen Netzwerken an. Anfang des Jahres brach der Mann in die Wohnung der 23-Jährigen ein, beobachtete sie - und erstach sie schließlich in ihrem Badezimmer. Der Fall wird noch verhandelt, ein Urteil ist bisher nicht gefallen.
Stalkingopfer fühlen sich oft von der Justiz alleingelassen. Bis 2016 musste der oder die Betroffene noch den Wohnort oder die Arbeitsstelle wechseln, um nachzuweisen, dass die Tat seine bzw. ihre "Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt", wie es das Gesetz für eine Strafbarkeit der Tat voraussetzte. Seitdem wurde das Gesetz jedoch verschärft: Inzwischen reicht es, dass das Verhalten des Stalkers "objektiv geeignet" ist, die Lebensgestaltung erheblich zu beeinträchtigen. Dies zu beweisen ist jedoch nicht immer einfach. Viele Stalker gehen so geschickt vor, dass sie für ihr Verhalten gerichtlich nicht belangt werden können. Das Anti-Stalking-Projekt des Frieda-Frauenzentrums in Berlin bietet Hilfe und Beratung für Opfer von Stalking und Cyberstalking an.