Für wen haben Deutsche mit Migrationshintergrund bei der Bundestagswahl gestimmt?

Obwohl etwa 6,3 Millionen von 61,5 Millionen Wahlberechtigten einen Migrationshintergrund aufweisen, war ihr Wahlverhalten bisher eher Gegenstand von Spekulationen. Nun hat eine Forschergruppe der Universitäten Duisburg-Essen und Köln es sich zum Ziel gemacht, den Parteipräferenzen von zwei prominenten Zuwanderergruppen in Deutschland bei der vergangenen Bundestagswahl im September 2017 auf den Grund zu gehen. Drei Monate nach der Bundestagswahl im September befragten sie dazu Deutschtürken und Russlanddeutsche.

Dabei kam heraus, dass die Gruppenzugehörigkeit offenbar sehr wohl auch das Abstimmungsverhalten beeinflusst: Deutschtürken, darunter Einwanderer der ersten Generation, aber auch deren Nachkommen, stimmten demnach vor allen anderen Parteien für die SPD, mehr als die SPD dann laut amtlichen Wahlergebnis zugesprochen bekam. Russlanddeutsche, von denen fast alle zur Gruppe der Spätaussiedler der ersten Generation gehören, stimmten eher für die CDU.

Der größte Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht in Bezug auf die AfD: Während niemand aus der Gruppe der Deutschtürken die AfD wählte, waren es bei den Russlanddeutschen ganze 15 Prozent. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die soziale Erwünschtheit der Antworten das Ergebnis sehr wahrscheinlich drückt und in Wirklichkeit mehr Wähler aus dieser Gruppe für die Rechtspopulisten stimmten. Das trifft auch auf deutsche Wähler ohne Migrationshintergrund zu: Nachwahlbefragung aller Wähler ergaben ein Ergebnis von 10 Prozent für die AfD, während das Endergebnis dann bei 13 Prozent lag.