In Afghanistan herrscht der Terror

Afghanistan ist dem Global Terrorism Index 2020 zufolge das am schwersten von Terrorismus getroffene Land der Welt. Wie die Statista-Grafik auf Basis der Daten des Institute for Economics and Peace zeigt, erreicht Afghanistan einen Indexwert von 9,59 von 10 erreichbaren Punkten. Der Indexwert setzt sich dabei aus dem gewichteten Fünfjahresdurchschnitt der vier beobachteten Indikatoren: Vorfälle, Todesopfer, Verletzte und Sachschäden zusammen. Demnach liegt der zentralasiatische Staat mit einem deutlichen Abstand von knapp einem Punkt vor dem Irak. Gefolgt von Nigeria, Syrien und Somalia.

Die hohen Bewertungen im Terrorismusindex gehen vor allem auf das Konto von terroristischen Milizen wie den Taliban, dem islamischen Staat und Boko Haram. Mit etwa 45.000 bis 60.000 Mitgliedern (Stand: Januar 2020) sind die Taliban die größte der Terrororganisationen. Sie kontrollierten Afghanistan von 1996 bis 2001, bevor die Kräfte der NATO eingriffen und das Regime stürzten. Die Terrorgruppe reorganisierte sich jedoch im benachbarten Pakistan und versucht seither mit militärischen Mitteln die Kontrolle in Afghanistan zurückzuerlangen. Zwischen 2010 und 2020 hat es jährlich über 2.000 zivile Todesopfer und mehr als 4.000 Verletzte in Folge von Kampfhandlungen in Afghanistan. Allein 2019 haben die Taliban rund 1.459 Terroranschläge verübt, durch die rund 14.000 Menschen getötet wurden - etwa siebenmal mehr als bei Anschlägen des IS oder Boko Haram.

Mit dem Abzug der NATO-Truppen aus den umkämpften Gebieten des Landes, ist die afghanische Regierung nun auf sich allein gestellt und die zivile Bevölkerung vielerorts ihrem Schicksal überlassen. Die Taliban breiten sich wieder schnell im Land aus und haben zuletzt die Stadt Kundus im Norden des Landes eingenommen. Diese war lange Zeit ein wichtiger Stützpunkt der deutschen Bundeswehr. Gerade vor dem Hintergrund des instabilen Machtgefüges in der islamischen Republik muss klar sein, dass Afghanistan kein sicheres Herkunftsland ist und eine Abschiebung dorthin gleichbedeutend mit einem Todesurteil sein kann.