Regionale Wohnunterschiede: Wie sich der Ort, an dem wir leben, auf die Wohnverhältnisse auswirkt
Fast 78 Prozent der Deutschen leben in Städten oder Ballungsgebieten. Hier ist Wohnraum knapp und wird immer unbezahlbarer. Unter anderem deswegen erwägen viele Menschen einen Umzug aufs Land. Mehr als die Hälfte der Deutschen hat gemäß einer Umfrage von Immoscout24 über einen solchen Schritt bereits nachgedacht. Bei den Männern waren es sogar über 60 Prozent, die einen Umzug in ein Dorf oder in eine ländlichere Region in Betracht ziehen würden. Besonders für Kinder und für den Ruhestand scheint das Dorf für viele Deutschen der ideale Ort zum Leben und Wohnen zu sein. Aber auch auf dem Land steigen beispielsweise die Mieten wie im Rest des Landes immer weiter und weiter. Bei Betrachtung der Mietbelastung scheint es sogar fast keinen Unterschied mehr zu machen, wo man lebt. Die Mietbelastungsquote in den dicht besiedelten Städten liegt lediglich knapp 4 Prozentpunkte über der in den gering besiedelten ländlichen Gebieten. Dennoch, es gibt regionale Unterschiede auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Mal sind sie größer, mal kleiner. Mal erwartbar, mal vielleicht sogar etwas überraschend.
Wo steht den Menschen der meiste Wohnraum zur Verfügung?
Die Gemeinde, in der den Einwohner:innen mit Abstand die höchste Pro-Kopf-Wohnfläche zur Verfügung steht, ist mit 271,1 Quadratmetern Kampen auf Sylt. In Deutschlands Metropolen steht den Menschen wenig überraschend deutlich weniger Wohnraum pro Person zur Verfügung. Spitzenreiter im negativen Sinne ist hier mit lediglich 38,7 Quadratmetern Wohnfläche pro Einwohnerin und Einwohner Frankfurt am Main. Betrachtet man die Pro-Kopf-Wohnfläche im Stadt-Land-Vergleich, so zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger in den ländlichen Regionen im Westteil des Landes mit 52,8 Quadratmetern den meisten Platz zur Verfügung haben. Im städtischen Raum Ostdeutschlands sind es mit 40,7 Quadratmetern pro Person ungleich weniger. Überraschend ist jedoch, dass die Pro-Kopf-Wohnfläche in den ländlichen Gegenden Ostdeutschland mit 47,6 Quadratmetern nur etwas mehr als ein Quadratmeter über der in den städtischen Gebieten im Westen des Landes liegt. Gemäß der Raumabgrenzung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bilden alle kreisfreien Großstädte sowie die städtischen Kreise den städtischen Raum, alle ländlichen Kreise bilden den ländlichen Raum.
Wo lebt man vermehrt in Mietwohnungen, wo im Eigentum?
Deutschland gilt traditionell als Land der Mieterinnen und Mieter. Dass dies jedoch nicht flächendeckend für jede Region hierzulande gilt, zeigt beispielsweise die Verteilung der Eigentümer- und Mieterhaushalte nach Bundesländern. Während etwa 60,1 Prozent der Haushalte im Saarland in Eigentümerwohnungen leben, sind es im Bundesland Sachsen lediglich 34,7 Prozent. Dies ist der geringste Wert unter allen Flächenländern der Bundesrepublik. Traditionell leben in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg weniger Haushalte in Eigentümerwohnungen als in den Flächenländern. Die Verteilung der Eigentümer- und Mieterhaushalte in Deutschland nach Gemeindegrößenklassen zeigt, in den Top 7 Metropolen des Landes (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf) sind fast 80 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Mieter:innen. Nur in den ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen sowie in den dünnbesiedelten ländlichen Kreisen des Landes war der Anteil der Haushalte in Eigentümerwohnungen etwas höher als der Haushalte in Mietwohnungen.
Der (Wohn-)Traum vom Einfamilienhaus ist ungleich verteilt
Den insgesamt höchsten Bestand an Einfamilienhäusern weist Nordrhein-Westfalen auf, gefolgt von Bayern und Niedersachsen. Wenig überraschend am Ende des Rankings liegen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung und der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zeigen jedoch auch, dass der Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser an allen Wohngebäuden in den städtischen Regionen Deutschlands bei etwa 77,2 Prozent liegt. Hier gibt es jedoch wesentliche Unterschiede zwischen dem Osten und Westen der Republik. Während im städtischen Raum Westdeutschlands etwa vier von fünf Wohngebäuden Einfamilienhäuser sind, so sind es im Osten lediglich etwas mehr als 60 Prozent. Bei Betrachtung des Anteils der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern an allen Wohnungen ist der Unterschied zwischen dem städtischen Raum in den neuen und alten Bundesländern noch eklatanter. In den kreisfreien Großstädten sowie in den städtischen Kreisen Ostdeutschlands befinden sich lediglich 15,5 Prozent der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Westen sind es hingegen mehr als 40 Prozent. Auffällig ist auch, dass sogar in den ländlichen Kreisen in den neuen Bundesländern der Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern die 50-Prozent-Marke nicht überschreitet. Die Verteilung des Haus- und Grundbesitzes der privaten Haushalte untermauert den Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland. Während etwa 32 Prozent der privaten Haushalte im früheren Bundesgebiet ein Einfamilienhaus besitzen, sind es in den neuen Bundesländern lediglich 25,6 Prozent. Weiterhin besitzen knapp 16 Prozent der westdeutschen Haushalte eine Eigentumswohnung. In den neuen Bundesländern sind nur etwa 6,4 Prozent Wohnungsbesitzer oder Wohnungsbesitzerin. Diese Unterschiede zwischen Ost und West sind historisch bedingt, denn während in der alten Bundesrepublik die Bildung von privatem Wohneigentum staatlich gefördert wurde, setzte die sozialistische Ideologie in der DDR auf staatliches oder gemeinschaftliches Eigentum.