Online-Marktplätze: Win-Win-Situation für Betreiber und Händler?
Welche sind die beliebtesten Online-Marktplätze?
Amazon ist die wohl Bekannteste und Einflussreichste dieser Marktmächte und stellt mit großem Abstand den am häufigsten besuchten Online-Marktplatz dar - für viele Konsumenten beginnt die Customer Journey längst nicht mehr auf Google und Co., sondern direkt beim E-Commerce-Giganten. Ebay folgte zuletzt auf dem zweiten Platz. Aus dem asiatischen Raum profilieren sich derzeit die Alibaba-Plattformen Aliexpress und Taobao, der japanische Marktplatz Rakuten sowie Temu und Pinduoduo der PDD Holdings.Welche Vorteile und Nachteile bieten Online-Marktplätze?
Durch den Vertrieb auf Marktplätzen entsteht grundsätzlich eine Win-Win-Situation für Plattformbetreiber und Händler. Letztere profitieren von der teils enormen Reichweite der Marktplätze, während sich die Betreiber diesen Vorzug in Form von Provision vergüten lassen und durch die gesteigerte Produktauswahl attraktiver für Kunden werden.Vorteile der Marktplatznutzung:
- Online-Verkauf auch ohne eigene Online-Präsenz
- Profitieren von Logistik der Plattformen, die höhere Liefergeschwindigkeit ermöglicht
- Zusätzliche Einnahmequelle
- Möglichkeit der Internationalisierung und Erschließen neuer Märkte
- Schaffen von Vertrauen zwischen der Marke und den Kunden
- Enorme Reichweite von Amazon und Co.
- Profitieren von Bekanntheit der Plattformen
- Bessere Kundendaten und besseres Kundenverständnis
- Kostengünstiger Zugriff auf professionelle Online-Lösung und Features
- Profitieren von etablierten Aktionen wie z.B. dem Prime Day
- Kundengewinnung günstiger als über eigenes Suchmaschinenmarketing (SEO/SEA)
Nachteile der Marktplatznutzung:
- Interesse der Kunden gilt Produkt, Preis und Verfügbarkeit - nicht dem Händler - was ihn austauschbar macht
- Marktmacht der Marktplätze erlaubt diesen ein teils hartes Vorgehen (z.B. Erhöhung von Gebühren oder Ausschluss der Händler)
- Abhängigkeit von der Platfform
- Kein Markenerlebnis: kaum Optionen, sich als Händler individuell zu präsentieren
- Hoher Preisdruck, Gebühren und Provisionen führen zu niedrigeren Margen
- Plattform agiert gleichzeitig als Konkurrent, der von eigenen Kundendaten profitiert
- Geringe Kundennähe
- Kaum Einbindung personalisierter Services möglich
Internationalisierung: China drängt mittels Marktplätzen nach Übersee
Für viele Händler bedeutet der Marktplatz-Verkauf vor allem eins: Erschließung von neuen Kundengruppen und Internationalisierung. Besonders erfolgreich fahren chinesische Händler mit dieser Strategie, um nach Europa und in die USA zu expandieren. Der globale E-Commerce blickt dabei ganz besonders auf SHEIN, Temu und TikTok Shop, die sich aktuell ein Rennen sondergleichen liefern. Aber auch Alibaba startete bereits im vergangenen Jahr seine Plattform Tmall in Europa.SHEIN
Offensives Social-Media-Marketing, der Verzicht auf Filialen sowie optimierte Lieferketten haben dem chinesischen Online-Modehändler SHEIN zu seinem rasanten Aufstieg verholfen. Im Jahr 2022 konnte der Fast-Fashion-Gigant bereits 30 Milliarden US-Dollar Umsatz verzeichnen, für das Jahr 2023 wurden 40 Milliarden angestrebt. Anfang Mai 2023 kündigte SHEIN zudem den Release des SHEIN Marketplace in den USA und in Mexiko an, nachdem dieser in Brasilien bereits erfolgreich angelaufen ist. Der chinesische Modehändler strebt an, das neue Zara zu werden.
Temu
PDD hat für sein Temu ähnlich große Ambitionen: angestrebt sind nicht nur 30 Milliarden US-Dollar Umsatz, sondern Amazon vom Thron zu stürzen. Im Jahr 2022 galt die PDD Holdings mit einer Bewertung von 90,3 Milliarden US-Dollar als eines der wertvollsten E-Commerce-Unternehmen Chinas. Im Jahr 2023 wurde der Hauptsitz des Unternehmens nach Irland verlegt, wodurch die Expansion nach Europa nicht nur logistisch unterstützt wird.
TikTok Shop
TikTok strebt mit seinen Marktplätzen zwar ebenfalls nach Europa (2021 im Vereinigten Königreich) und in die USA (Marktplatz seit 2023), der Fokus liegt jedoch weiterhin auf Südostasien, wo der Live Commerce mehr Zulauf findet. TikTok Shop läuft aktuell in Vietnam, Thailand, Singapur, Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen.