Statistiken zur Türkei
Türkei: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Türkei ist ein transkontinentales Land, welches sich über Asien und Europa erstreckt. Der asiatische Teil, Anatolien, nimmt dabei etwa 97 Prozent der Gesamtfläche ein, der Großteil der Metropole Istanbul befindet sich auf der europäischen Seite des Bosporus. Die Gesamtbevölkerung der Türkei hat im Jahr 2022 geschätzt rund 85,3 Millionen Bürger:innen betragen. Die größten Städte in der Türkei (Stand: Februar 2023) sind Istanbul, Ankara und Izmir, wobei die Metropole Istanbul mit rund 15,6 Millionen Einwohner:innen mit Abstand die größte Stadt der Türkei und eine der größten Metropolen Asiens ist. Seit 1999 ist die Türkei außerdem offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union (EU).Die Bevölkerungsentwicklung der Türkei ist positiv, wenngleich sich das Bevölkerungswachstum seit 2015 abschwächt, erreicht das Land im Jahr 2022 eine Wachstumsrate von geschätzt rund 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wäre die Türkei bereits Mitglied der Europäischen Union, würde sie ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum im europäischen Vergleich erzielen. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten zehn Jahren um rund 10 Millionen Einwohner:innen stark gewachsen: 2010 hatte die Türkei rund 73,2 Millionen Einwohner:innen. Das allgemeine Bevölkerungswachstum setzt sich zusammen aus dem natürlichen Bevölkerungswachstum, also der Verrechnung von Geburten und Todesfällen und dem Migrationssaldo. In der Mehrzahl der europäischen Staaten ist die Geburtenrate so niedrig, dass das Bevölkerungswachstum negativ wäre, wenn nicht der positive Migrationssaldo den Rückgang ausgleichen würde. Die Fertilitätsrate der Türkei schwankt seit Jahren auf hohem Niveau. Sie liegt aber mit einem Wert von durchschnittlich rund 1,9 Kindern je Frau (2019) weiterhin im Bereich von 2,1 Kindern je Frau, der in modernen Industriegesellschaften allgemein als Grenzwert für ein langfristiges natürliches Bevölkerungswachstum angesehen wird. Das hohe Bevölkerungswachstum der Türkei ist bedingt durch eine hohe Fertilitätsrate und einen hohen positiven Migrationssaldo.
Migration, Asyl und Ausländer in der Türkei
Die Türkei hat in den letzten Jahren mehr als 3,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen - mehr als jedes andere Land weltweit (Stand 2022). Der Ausländeranteil der Türkei ist dementsprechend in den vergangenen Jahren stark gestiegen: 2014 betrug der Ausländeranteil in der Türkei rund 0,6 Prozent wovon rund 0,2 Prozent auf EU-Ausländer:innen entfielen und rund 0,4 Prozent auf nicht EU-Ausländer:innen. Bis zum Jahr 2020 ist der Ausländeranteil in der Türkei auf rund 1,8 Prozent gestiegen, wobei der Anteil der EU-Ausländer:innen konstant blieb und der Anteil der Nicht-EU-Ausländer:innen auf 1,65 Prozent gestiegen ist, was sich durch die Aufnahme der syrischen Flüchtlinge erklären ließe. Tatsächlich dürfte die Gesamtzahl der Ausländer:innen in der Türkei sogar sehr viel stärker gestiegen sein, denn in den vorliegen Daten von Eurostat werden nur die langfristigen Wanderungsverhältnisse abgebildet. Umgekehrt leben innherhalb der Europäischen Union (EU-27) die meisten Türk:innen in Deutschland.Wirtschaft der Türkei
Die Türkei zählt sowohl zur Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) als auch zu den sogenannten "Next Eleven", den bedeutendsten Schwellenländern nach den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China).Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 905,5 Milliarden US-Dollar (2022) ist das Land auf Platz 19 in der Rangliste der größten Volkswirtschaften der Welt vertreten. 2013 betrug das BIP der Türkei noch rund 957,5 Milliarden US-Dollar, fiel seitdem kontinuierlich bis zum Jahr 2020, und verzeichnet neuerdings wieder einen Aufschwung . Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der Türkei steigt im Jahr 2022 auf rund 10.681 US-Dollar je Einwohner:in. Für 2023 wird ein Anstieg auf rund 11.932 US-Dollar je Einwohner:in erwartet.
Die Türkei verzeichnet im Jahr 2022 ein BIP-Wachstum von rund 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die türkische Wirtschaft wächst damit etwas weniger stark, als noch im Vorjahr, welches durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bedingt ein besonders hohes Wachstum verzeichnete. Für das Jahr 2023 wird das Wirtschaftswachstum in der Türkei auf rund 2,7 Prozent prognostiziert - eine geringe Wachstumsrate für ein Schwellenland.
Die Inflationsrate in der Türkei hat im Jahr 2022 rund 72,3 Prozent betragen. Dies ist im internationalen Vergleich eine sehr hohe Rate, weswegen die Türkei wiederholt einen Platz im Ranking der Länder mit der höchsten Inflationsrate weltweit belegt (5.Platz). Die meisten Industrienationen streben eine jährliche Inflationsrate von ungefähr zwei Prozent an. Die Türkei verzeichnete bis Mitte der 2000er Jahre sehr hohe Inflationsraten von teils über 100 Prozent. In den Jahren danach verringerte sich die Inflation bevor sie im Jahr 2021 wieder zu steigen beging. Der russische Krieg gegen die Ukraine verschärfte die Situation für die Türkei, welche über nur wenige eigene Rohstoffe verfügt und deshalb besonders hart von den steigenden Preisen getroffen wurde. Für das Jahr 2023 wird für die Türkei eine Teuerungsrate von rund 50,6 Prozent prognostiziert, wenngleich der Blick auf die monatlichen Inflationsraten in der Türkei eine leichte Verbesserung der Inflation erwarten lässt.
Die Arbeitslosenquote in der Türkei pendelte sich in den Jahren 2016 bis 2018 mit rund 10,9 Prozent auf hohem Niveau ein, bevor sie 2019 deutlich auf geschätzt rund 13,7 Prozent anstieg. Im Jahr 2022 ist die Arbeitslosenquote der Türkei auf rund 10,5 Prozent gesunken. Für das Jahr 2023 wird ein leichter Anstieg auf rund 11 Prozent prognostiziert.
Der Außenhandel der Türkei
Die Türkei weist seit Beginn der Datenerhebung eine negative Handelsbilanz auf und findet sich mit dem hohen Importüberschuss stets in den Top 20 Ländern mit dem höchsten Handelsbilanzdefizit weltweit wieder (6. Platz in 2022). Insgesamt besitzt der Handel mit der Europäischen Union (EU-27) eine große Bedeutung für die Türkei.Export
- Export von Gütern in der Türkei: Die Türkei exportierte im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 254,2 Milliarden US-Dollar.
- Wichtigste Exportgüter der Türkei: Die wichtigsten Exportgüter der Türkei im Jahr 2022 sind Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) mit einem Exportanteil von rund 10,5 Prozent gewesen. Der Anteil entspricht einem Exportwert von etwa 25,7 Milliarden US-Dollar. Auf Bekleidung und Bekleidungszubehör (SITC Abschnitt 84) entfallen etwa 8,1 Prozent der Ausfuhren aus der Türkei.
- Wichtigste Exportländer der Türkei Die wichtigsten Exportländer der Türkei im Jahr 2022 sind Deutschland mit einem Anteil von rund 8,3 Prozent an den Exporten, die USA (rund 6,6 Prozent) und Irak (rund 5,4 Prozent) gewesen.
- Import von Gütern in die Türkei: Die Türkei importierte im Jahr 2022 Güter im Wert von rund 363,7 Milliarden US-Dollar.
- Wichtigste Importgüter der Türkei: Die wichtigsten Importgüter der Türkei im Jahr 2022 sind besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren (SITC Abschnitt 93) mit einem Importanteil von rund 18,2 Prozent gewesen. Der Anteil entspricht einem Importwert von etwa 65,4 Milliarden US-Dollar. Auf Gold zu nichtmonetären Zwecken (SITC Abschnitt 97) entfallen etwa 5,7 Prozent der Einfuhren in die Türkei.
- Wichtigste Importländer der Türkei: Die wichtigsten Importländer für die Türkei im Jahr 2022 sind Russland mit einem Anteil von rund 16,1 Prozent an den Importen, China (11,4 Prozent) und Deutschland (6,6 Prozent) gewesen.
Militär und NATO
Die Türkei ist bereits 1952 gemeinsam mit Griechenland der NATO beigetreten. Gemessen an den Militärausgaben der Türkei von rund 10,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 belegt das Land in diesem Jahr nur knapp keinen Platz in der Rangliste der Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben, rangiert aber beim Vergleich der Militärausgaben der NATO-Staaten deutlich hinter den Mitgliedern Italien, Frankreich oder Deutschland und ungefähr auf dem Niveau von Norwegen und Spanien. Der reine Blick auf das Militärbudget kann jedoch täuschen: Industriestaaten wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien müssen einen Großteil des Budgets für die Personalkosten aufwenden. Die Einkommen sind in diesen Ländern im Vergleich zur Türkei deutlich höher, während die Kosten für den Kauf von Rüstungsgütern sich nicht unterscheiden. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass die Türkei mit einem fünfmal kleineren Militärbudget als Deutschland dennoch in der Rangliste der Militärmächte vor Deutschland geführt wird. Die türkische Armee gilt international als sehr gut ausgerüstet und ausgebildet.Die Türkei ist für das NATO Bündnis einerseits ein wichtiges Mitglied, gerade auch wegen ihrer geografischen Schnittstelle zwischen Europa und dem Nahem Osten. Andererseits erzeugt die Türkei innerhalb des Bündnisses regelmäßig für Irritationen. Sei es der Kauf von russischen Rüstungsgütern, die die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses untergraben oder auch regelmäßige Drohungen gegenüber dem EU- und NATO-Mitglied Griechenland, dessen territoriale Integrität die Türkei offen anzweifelt und dem gegenüber die Türkei militärisch stark überlegen ist.
Im Zuge des völkerrechtswidrigen Überfalls Russlands auf die Ukraine, zeigt die Türkei größtmögliche Flexibilität. Der russische Angriffskrieg wird scharf verurteilt, aber den Sanktionen gegen Russland hat man sich jedoch nur zögerlich und stückweise angeschlossen. Die Türkei lieferte bereits zu einem frühem Zeitpunkt leistungsfähige türkische Kampfdrohnen des Typs Bayraktar TB2 an die Ukraine, hält aber gleichzeitig am Erwerb des russischen Flugabwehrsystems S-400 fest.
Dass die Türkei selbstbewusst auftritt und im Zweifel nationalen Interessen auch höheren politischen Zielen den Vorzug gibt, zeigte sich zuletzt bei der geplanten Norderweiterung der NATO um Finnland und Schweden. Der türkische Staatspräsident informierte die Öffentlichkeit bereits frühzeitig darüber, dass sein Land die Ratifizierung der Beitrittsprotokolle von Schweden und Finnland an Bedingungen knüpft und die Aufnahme blockieren werde, bis die Bedingungen durch Finnland und Schweden erfüllt seien. Konkret forderte die Türkei die Auslieferung von türkischen bzw. kurdischen Oppositionellen im finnischen und schwedischen Exil, die in der Türkei, aber nicht in Schweden oder Finnland, unter Terrorismusverdacht stehen. Im Zuge bilateraler Gespräche zwischen den beteiligten Ländern wurde eine Einigung erzielt und die Türkei signalisierte, den Beitrittsprozess nicht weiter zu blockieren. Ob es dabei bleibt, ist abzuwarten, denn gegenwärtig hat die Türkei die Beitrittsprotokolle zur Aufnahme von Finnland und Schweden in die NATO noch nicht ratifiziert.
Gefährdete Demokratie - Wahlen und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei
Die Türkei ist 2022 der Staat mit der geringsten Pressefreiheit in Europa, knapp dahinter auf Platz zwei liegt Russland.Insgesamt hat sich die Türkei in den vergangenen Jahren in diversen Indikatoren der Demokratiefestigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Korruption deutlich verschlechtert:
- Im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) wird die Türkei im Jahr 2022 als "gemäßigte Autokratie", "Marktwirtschaft mit Funktionsdefiziten" und "schwachem" Governance-Status bewertet.
- Im Fragile States Index (FSI) 2023 hat sich die Türkei von Platz 62 auf Platz 52 verschlechtert (je niedriger die Platzierung, desto wahrscheinlicher ein "gescheiterter Staat"). Diese verschlechterte Platzierung geht einher mit einem steigenden Indexwert.
- In der Bewertung der Korruption nach dem Corruption Perceptions Index (CPI) hat die wahrgenommene Korruption in der Türkei bis zum Jahr 2022 stark zugenommen.
Im Mai 2023 fanden in der Türkei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Nachdem im ersten Wahlgang keine Entscheidung fiel gewinnt der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Stichwahl am 28. Mai 2023 gegen seinen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu und bleibt türkischer Staatspräsident. Primär wegen der ausufernden Teuerungsrate stand die Regierung zuvor massiv in der Kritik.