Statistiken zum Arbeitsmarkt in der Europäischen Union und der Eurozone
Arbeitslosigkeit in der EU auf historischem Tiefstand
Die Anzahl der Arbeitslosen in der Europäischen Union (EU-27) und Eurozone ist im Jahr 2023 erneut deutlich auf rund 13,2 Millionen Arbeitslose in der EU und auf rund 11,17 Millionen Arbeitslose in der Eurozone gesunken. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen in der EU und der Eurozone geringer als vor der Corona-Pandemie. Die Arbeitslosenzahlen in der Europäischen Union sind im Verlauf der Finanzkrise (später auch Eurokrise) 2008 bis 2013 stark angestiegen. Der höchste Wert wurde jeweils im Jahr 2013 mit rund 24 Millionen arbeitslosen Menschen in der EU und rund 19,6 Millionen Arbeitslosen in der Eurozone erreicht. Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 zuletzt zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen geführt.Die Arbeitslosenquote in der Europäischen Union und Eurozone ist im Jahr 2023 in der EU auf rund 6,1 Prozent und in der Eurozone auf rund 6,6 Prozent leicht gesunken. Die Unterschiede zwischen den Arbeitslosenquoten in den Mitgliedstaaten der EU sind hoch:
Während in Spanien die Arbeitslosenquote rund 11,5 Prozent beträgt (Stand: Juni 2024), herrscht unter anderem in Tschechien mit einer Arbeitslosenquote von rund 2,7 Prozent nahezu Vollbeschäftigung.
Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2023
Entgegen dem allgemeinen Trend in der EU und Eurozone ist im vergangenen Jahr 2023 die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen in der EU gestiegen. Im Jahr 2023 sind rund 2,81 Millionen Jugendliche in der EU-27 und rund 2,3 Millionen Jugendliche in der Eurozone arbeitslos gewesen. Auch die Jugendarbeitslosigkeit hat im Jahr 2013 mit rund 4,85 Millionen Jugendlichen in der Europäischen Union und rund 3,8 Millionen Jugendlichen in der Eurozone ihren Höhepunkt erreicht.Die Entwicklung der Jugendarbeitslosenquote in der EU und Eurozone ist entsprechend verlaufen: Im Jahr 2023 ist die Jugendarbeitslosenquote der EU-27 bei rund 14,5 Prozent unverändert geblieben und in der Eurozone geringfügig auf rund 14,5 Prozent gesunken. Bis zum Jahr 2019 hat sich die Jugendarbeitslosenquote deutlich auf rund 15,6 Prozent in der EU-27 und rund 16,3 Prozent in der Eurozone verringert. Im Jahr 2020 ist die Jugendarbeitslosenquote aufgrund der Corona-Pandemie auf rund 17,6 Prozent in der EU und rund 18,1 Prozent in der Eurozone angestiegen.
Auch hinsichtlich der Jugendarbeitslosenquoten in den EU-Ländern offenbaren sich deutliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten: Während Spanien mit einer Quote von rund 25,9 Prozent weiterhin die höchste Jugendarbeitslosenquote in der EU aufweist, hat sich die Quote in Griechenland auf rund 22,5 Prozent deutlich verringert. In Deutschland sind rund 5,6 Prozent der erwerbsfähigen Jugendlichen ohne Beschäftigung und somit Jugendarbeitslosigkeit kein weitverbreitetes Phänomen.
Erwerbstätigkeit in der EU erreicht neuen Höchststand
Insgesamt hat es im Jahr 2023 rund 199,5 Millionen Erwerbstätige in der Europäischen Union gegeben. In der EU hat man im Vorjahr 2022 noch rund 2,4 Millionen Erwerbstätige weniger gezählt. In der Eurozone sind es im Jahr 2023 rund 154,75 Millionen Erwerbstätige gewesen, 2022 waren es rund 152,6 Millionen Erwerbstätige.Die Erwerbstätigenquote in der EU ist entsprechend von rund 69,8 Prozent im Jahr 2022 auf rund 70,4 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Mit Blick auf die Erwerbstätigenquoten in den EU-Mitgliedstaaten ist die Erwerbstätigkeit in Italien, Griechenland und Rumänien am geringsten und am höchsten ist sie in den Niederlanden, Malta, Dänemark und Deutschland.
Trend zur Beschäftigung im Dienstleistungsbereich ungebrochen
Betrachtet man die Verteilung der Erwerbstätigen auf die Wirtschaftssektoren in der Europäischen Union, so lässt sich insgesamt ein deutlicher Trend zur Beschäftigung im Dienstleistungssektor konstatieren: Sein Anteil an allen Erwerbstätigen ist von rund 64,6 Prozent im Jahr 2005 auf rund 71,35 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Die Anteile der Erwerbstätigen in der Industrie und in der Landwirtschaft sanken dementsprechend. In der Industrie waren 2005 noch rund 28,5 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt; 2022 sind es noch rund 24,6 Prozent gewesen. In der Landwirtschaft sank der Anteil der Beschäftigten von rund 6,9 Prozent im Jahr 2005 auf rund 4,04 Prozent im Jahr 2022.
Blickt man auf die Verteilung der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren in den EU-Ländern, wird abermals die Heterogenität der Arbeitsmärkte deutlich, wenngleich der Trend zu mehr Beschäftigung im Dienstleistungsbereich europaweit deutlich wird. In Luxemburg sind im Jahr 2022 bereits rund 89,8 Prozent im Dienstleistungssektor tätig gewesen, in Rumänien sind es dagegen rund 49,2 Prozent gewesen.
Prekäre Beschäftigung und Armutsgefährdung in der EU
Der Gender Pay Gap in der Europäischen Union, also der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen, hat im Jahr 2022 im öffentlichen Sektor rund 12,7 Prozent betragen. Den höchsten Gender Pay Gap in den Ländern der EU hat Estland, wo Frauen im öffentlichen Sektor für die gleiche Arbeit durchschnittlich rund 21,3 Prozent weniger Lohn erhalten als ihre männlichen Kollegen. Am geringsten fällt der Verdienstabstand in Luxemburg aus, wo der Gender Pay Gap im Jahr 2022 rund -0,7 Prozent betragen hat.Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung an der Gesamtbeschäftigung in den Mitgliedstaaten der EU-27 ist in den Niederlanden am höchsten. Rund 42,7 Prozent aller Niederländer:innen arbeiten in Teilzeit (Stand: 1. Quartal 2024). In Bulgarien gaben insgesamt nur 1,5 Prozent der Befragten an, in Teilzeit zu arbeiten - der niedrigste Wert in der EU (Stand: 1. Quartal 2024). Mit Ausnahme von Rumänien arbeiten Frauen sehr viel häufiger in Teilzeit als ihre männlichen Kollegen. Rund 63,9 Prozent der Niederländerinnen, aber nur rund 23,4 Prozent der Niederländer gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Die Hauptgründe von Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen unterscheiden sich zumeist recht deutlich von den Gründen der Männer einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen. Frauen führen häufig die Betreuung von Kindern oder andere familiäre Verpflichtungen als Grund ihrer Teilzeitbeschäftigung an, also Verpflichtungen, die sich unter dem Begriff der "Care-Arbeit" zusammenfassen lassen. Frauen, die in ihrem Leben mehr unbezahlte Betreuungsarbeit geleistet haben und deswegen häufiger nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgegangen sind, beziehen häufig auch geringere Renten im Alter, was sich im geschlechtsspezifischen Rentengefälle (Gender Pension Gap) in den Mitgliedstaaten ablesen lässt.
Männer sind häufiger prekär beschäftigt, Frauen häufiger von Armut bedroht
Der Anteil der Erwerbstätigen in prekärer Beschäftigung in den Mitgliedstaaten fällt recht unterschiedlich hoch aus. Im Jahr 2021 sind rund 10,2 Prozent aller Erwerbstätigen in der EU-27 prekär beschäftigt gewesen. Männer sind mit einem Anteil von rund 12 Prozent häufiger von prekärer Arbeit betroffen gewesen, als Frauen mit einem Anteil von rund 8 Prozent.
Beim Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen in der Europäischen Union kehrt sich das Verhältnis wieder um:
Im Jahr 2023 sind durchschnittlich 21,4 Prozent der EU-Bürger:innen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht gewesen, wobei Männer mit einem Anteil von rund 20,3 Prozent weniger häufig von Altersarmut bedroht sind als Frauen mit einem Anteil von rund 22,4 Prozent.