René Muschter
Research Expert für Internationale Länderdaten
Daten und Fakten zu Israel
Einordnung: Großoffensive von Hamas auf Israel
Am 7. Oktober 2023 startete die als Terrororganisation eingestufte Hamas überraschend einen blutigen Angriff auf Israel, der als beispielslos in der Geschichte des Nahostkonfliktes gilt. Bei den Angriffen des 7. Oktober 2023 sind etwa 1.200 Menschen in Israel getötet worden, die Opferzahlen im Gazastreifen steigen durch die Luft- und Bodenangriffe der IDF im Rahmen der Operation Iron Swords. Ein Großteil der Bevölkerung des Gazastreifens wurde durch den Krieg vertrieben. Durch den Krieg wächst auch die Gefahr einer regionalen Eskalation.Israels Bevölkerung wächst seit Jahren
Die Bevölkerung von Israel hat 2023 rund 9,26 Millionen Menschen betragen. Die größte Stadt ist mit rund 966.210 Einwohner:innen im Jahr 2021 Jerusalem, gefolgt von der Hauptstadt Tel-Aviv und Haifa. Die Bevölkerungsentwicklung von Israel ist seit Jahren positiv. 2023 ist die israelische Bevölkerung um rund 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Diese, im internationalen Vergleich, recht hohe Bevölkerungszunahme resultiert primär durch die hohe Fertilitätsrate in Israel, die 2023 bei rund 2,83 Kinder je Frau gelegen hat. Zum Vergleich: Frankreich wies mit rund 1,79 Kinder je Frau die höchste Fertilitätsrate aller EU-Mitgliedsstaaten auf, die durchschnittliche Fertilitätsrate in der EU lag bei rund 1,8 Kinder je Frau. In der Regel erreichen moderne Industrienationen nur über Zuwanderung vergleichbar hohe Wachstumsraten der Bevölkerung.Mit 83 Jahren hat Israel eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit (Rang 10). Das Durchschnittsalter ist im Vergleich zu anderen Industrieländern niedrig und beträgt etwa 29,15 Jahre im Jahr 2023. Dementsprechend ist auch der Anteil der Jugendlichen hoch. Rund 27,6 Prozent der Bevölkerung (Stand: 2023) ist zwischen 0 und 14 Jahre alt. In den kommenden 20-30 Jahren wird ein leichter Rückgang des Anteils prognostiziert, dieser ist aber recht gering. Im Human Development Index, der den Stand der menschlichen Entwicklung misst, belegte Israel 2022 Platz 25.
Wirtschaftliche Entwicklung
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Israel hat 2023 bei rund 513,6 Milliarden US-Dollar gelegen; umgerechnet auf die Einwohnerzahl ergibt sich ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von rund 52.643 US-Dollar. Im Jahr 2023 hat das Wirtschaftswachstum in Israel rund zwei Prozent betragen; für 2024 wird das BIP-Wachstum Israels auf rund 0,7 Prozent prognostiziert.. Die Arbeitslosenquote in Israel hat 2023 bei rund 3,5 Prozent gelegen; im Jahr 2024 soll sie laut Prognosen etwas sinken. Die Inflationsrate hat 2023 rund 4,2 Prozent betragen; für das Jahr 2024 wird eine Teuerungsrate von rund 3,1 Prozent erwartet.Der Dienstleistungssektor dominiert die Wirtschaft Israels. Im Jahr 2021 erwirtschaftete der Dienstleistungssektor etwa 72,45 Prozent der Gesamtbruttowirtschaftsleistung. Etwa 83,5 Prozent der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. Weitere etwa 15,7 Prozent in der Industrie.
Außenhandel von Israel
Das Handelsbilanzsaldo von Israel hat im Jahr 2023 bei rund -24,4 Milliarden US-Dollar gelegen. Damit gehört Israel zu den Ländern mit dem größten Handelsbilanzdefizit im Jahr 2023.Export
- Export von Gütern aus Israel: Israel hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 66,9 Milliarden US-Dollar exportiert.
- Wichtigste Exportgüter für Israel: Israels wichtigstes Exportgüter im Jahr 2023 sind Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte (SITC 77) mit einem Anteil von rund 14 Prozent gewesen. Waren aus nicht-metallischen Stoffen (SITC 66) sind mit einem Exportanteil von rund 11,9 Prozent die zweitwichtigsten Exportgüter gewesen.
- Wichtigste Exportländer für Israel: Das wichtigste Exportland Israels im Jahr 2023 sind die USA mit einem Anteil von rund 27,5 Prozent an den Exporten gewesen.
- Import von Waren nach Israel: Israel hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 91,3 Milliarden US-Dollar importiert.
- Wichtigste Importgüter für Israel: Im Jahr 2023 sind die wichtigsten Importgüter Israels Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33) gewesen. Diese haben einen Anteil von rund 10,4 Prozent von Israels Gesamtimporten ausmacht. Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) mit einem Importanteil von rund 10,3 Prozent waren im Jahr 2023 die nächstwichtigen Importgüter von Indonesien.
- Wichtigste Importländer für Israel: Das wichtigste Importland Israels im Jahr 2023 ist China mit einem Anteil von 17,8 Prozent an den Importen gewesen.
Staatshaushalt und Militärausgaben
Die Staatsverschuldung von Israel ist seit Jahren rückläufig und hat 2023 rund 61,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Die Staatsverschuldung stieg während der Corona-Pandemie stark an; von 2019 auf 2020 von etwa 58,8 Prozent auf rund 70,7 Prozent. Das Staatsdefizit hat 2023 bei geschätzt rund 4,8 Prozent des BIP gelegen,im Jahr 2022 wurde mit rund 0,4 Prozent des BIP ein leichter Überschuss verzeichnet.Aufgrund der Gründungsgeschichte des israelischen Staates, der stetigen militärischen Bedrohungslage durch Nachbarstaaten, die teilweise dem Staat Israel das Existenzrecht absprechen, besitzt Israels Militär seit jeher eine herausragende Bedeutung für das israelische Selbstverständnis. Israels Armee gilt als eine der schlagkräftigsten und modernsten Armeen weltweit. Die Militärausgaben von Israel haben im Jahr 2023 rund 27,5 Milliarden US-Dollar betragen. Damit entsprechen die Militärausgaben rund 5,3 Prozent des BIP von Israel. Die größten Herkunftsländer von Waffenimporten nach Israel sind die USA und Deutschland.
Politische Situation in Israel: Ist die Demokratie in Israel gefährdet?
Die Regierungsbildung in Israel war in den vergangenen Jahren eine Herausforderungen für die politischen Parteien. In dreieinhalb Jahren fanden fünf nationale Wahlen statt. Anfang 2022 hatte die Regierung unter dem ehemaligen Premier Naftali Bennet eine Mehrheit von einem Sitz, die sie Anfang 2022 dann verlor. Bei den Wahlen am 1. November 2022 konnte sich eine Koalition aus rechten und national-religiösen Kräften durchsetzen. Geführt wird die Koalition vom ehemaligen Premierminister Benjamin Netanjahu und der Likud-Partei. Neben der Likud-Partei sind die Koalitionspartner Vereinigtes Thora-Judentum, die Partei Religiöser Zionismus und weitere Parteien aus dem nationalreligiösen und orthodoxen Spektrum. Ziele der Regierung waren eine Ausweitung des Einflusses orthodoxer Kräfte, eine Justizreform und die Erweiterung der Siedlungen im Westjordanland. Kurz nach Amtsantritt gab die Regierung Vorschläge zu einer Justizreform bekannt. Diese beinhalteten ein starkes Einschränken des Rechts des Obersten Gerichtshofs (Supreme Court), Gesetze des Parlaments zu kippen, wenn diese gegen Grundrechte verstoßen. Dieses Recht soll nach der Regierung durch eine einfache Mehrheit des Parlaments zu überstimmen sein. Die Richter könnten Gesetzen demnach nur bei einer einstimmigen Mehrheit der 15 Richter:innen kippen. Zudem soll die Regierung in Zukunft die Mehrheit im Ernennungsausschuss für Richter:innen stellen können. Aktuell sind in diesem Ausschuss drei Richter:innen, zwei Mitglieder der Anwaltskammer, zwei Minister:innen und zwei Abgeordnete des Parlaments. Durch diese Reformen wäre die Unabhängigkeit des Obersten Gerichtshofs, der als dritte Säule fester Bestandteil der Gewaltenteilung ist, faktisch gebrochen. In Umfragen ist eine Mehrheit der Bevölkerung dafür, dass der Gerichtshof dieses Recht behalten soll. Für eine Einschränkung der Macht des Obersten Gerichtshofs sind lediglich Menschen, die sich als politisch rechts identifizieren, als auch orthodoxe, nationalreligiöse und traditionell-religiöse Menschen in Israel. Lediglich 16 Prozent sprachen sich in einer Umfrage Ende 2022 dafür aus, die Anzahl der Politiker im Ernennungsausschuss zu erhöhen. Das Vertrauen in den Obersten Gerichtshof ist unter Jüd:innen in der Bevölkerung bei etwa 42 Prozent, an dritter Stelle hinter der IDF und dem Präsidenten. Bei arabischen Israelis erreicht der Oberste Gerichtshof jedoch die höchsten Vertrauenswerte. Nach Ankündigung der Justizreform protestierten rund 80.000 Menschen in der Hauptstadt Tel Aviv gegen die Maßnahmen, kleinere Protestaktionen wurden auch in Jerusalem und Haifa durchgeführt. Am 24. Juli 2023 wurde nach erneuten Protesten der erste Teil der Justizreform als Gesetz verabschiedet. Dieses Gesetz schafft die Befugnis des Gerichtshofs ab, Regierungsentscheidungen und die Ernennung von Ministern anzufechten.
