Statistiken zum Strommarkt
Außenhandel mit Strom und Rohstoffen
Deutschland war die letzten Jahre ein Stromexporteur. Trotzdem nahm die von Deutschland importierte Strommenge in den letzten Jahren tendenziell zu und lag im Jahr 2023 erstmals seit 20 Jahren über der exportierten Menge. Dafür gibt es mehrere Gründe, unter anderem die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke sowie wirtschaftlich günstigere Strompreise im Ausland. Zusätzlich mussten Versorgungslücken aufgrund der Schwankungen bei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ausgeglichen werden. Gemessen an der exportierten Strommenge führten im Jahr 2023 Österreich, die Schweiz und die Niederlande das Ranking an. Zu Deutschlands wichtigsten Stromlieferanten zählen allen voran Frankreich sowie die Niederlande: Der physikalische Stromfluss in das deutsche Netz aus den beiden Ländern betrug 2023 jeweils über zehn Terawattstunden.Trotz des wachsenden Einflusses erneuerbarer Energien ist Deutschland weiterhin auf fossile Rohstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl angewiesen, die größtenteils aus dem Ausland importiert werden. Vor dem Krieg in der Ukraine war Russland ein wichtiger Lieferant, doch die von der EU verhängten Sanktionen verbieten seit 2022 den Import. Deutschland bezieht nun Erdgas hauptsächlich aus Norwegen, Belgien und der Niederlande.
Die Entwicklung der Strompreise
Das Handelsvolumen für Strom wird am Spot- und Terminmarkt (EPEX SPOT bzw. EEX) gehandelt. Am Spotmarkt wird Strom für den kurzfristigen Handel, meist für den nächsten Tag, gekauft oder verkauft. Der Preis schwankt stark und hängt von Angebot und Nachfrage ab, insbesondere von der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie. Am Terminmarkt hingegen werden Verträge für zukünftige Stromlieferungen zu festen Preisen abgeschlossen, um Preisschwankungen abzusichern. Im August 2024 lag der gehandelte Preis für Strom im Durchschnitt bei rund 82 Euro pro Megawattstunde. Ein Jahr zuvor waren die Strompreise als Resultat des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den damit einhergehenden Preissteigerungen deutlich angestiegen.Deutschland hat im weltweiten Vergleich relativ hohe Strompreise, vor allem für private Haushalte. Gründe dafür sind unter anderem hohe Steuern, Abgaben und den Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien. So zahlte ein Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 2.500 bis 5.000 Kilowattstunden im April 2023 rund 47,89 Cent pro Kilowattstunde Strom.
Besonders auffällig sind negative Strompreise, die auftreten, wenn das Stromangebot höher ist als die Nachfrage. Dies geschieht oft bei starkem Wind oder viel Sonneneinstrahlung, sodass erneuerbare Energien viel Strom erzeugen, der Verbrauch aber gering ist. Das führt dazu, dass die Produzenten den Strom zu einem negativen Preis verkaufen müssen, um ihre Überkapazitäten abzubauen und gleichzeitig das Netz stabil zu halten. Im Jahr 2023 gab es 301 Stunden mit negativen Strompreisen.
Die größten Stromverbraucher
Deutschland zählt zu den Ländern mit dem höchsten Stromverbrauch weltweit, wobei der meiste Strom in China, den USA und in Indien verbraucht wird. Der Stromverbrauch weltweit steigt aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und zunehmenden Elektrifizierung kontinuierlich. In Deutschland hingegen sank der Nettostromverbrauch in den letzten Jahren wieder auf das Niveau von vor rund 30 Jahren. Das liegt Expert:innen zufolge unter anderem an Fortschritten in der Energieeffizienz, konjunkturellen Schwächen in energieintensiven Branchen, gesteigertem Energiebewusstsein sowie milderen Wintern.Der größte Stromverbraucher in Deutschland ist die Industrie - sie verbraucht knapp die Hälfte des gesamten Stroms. Für jeweils ein Viertel des Stromverbrauchs sind die Verbrauchergruppen "Gewerbe, Handel, Dienstleistungen" sowie "Haushalte" verantwortlich. Im Jahr 2023 lag der Stromverbrauch der Industrie bei rund 201 Terawattstunden, hingegen verbrauchten die Haushalte 131 Terawattstunden. Der Stromverbrauch pro Person betrug in Deutschland zuletzt durchschnittlich rund 6,1 Megawattstunden im Jahr - Tendenz sinkend.