Statistiken zum Thema Menschenhandel und Ausbeutung in Deutschland
- der Ausbeutung
- der Haltung in Sklaverei, Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft (oder ähnlichen Verhältnissen) oder
- einer rechtswidrigen Organentnahme.
- Ausbeutung bei Prostitutionsausübung, sowie Vornahme und Duldung sexueller Handlungen,
- Ausbeutung durch eine Beschäftigung,
- Ausbeutung bei der Ausübung von Bettelei und
- Ausbeutung bei Begehung von mit Strafe bedrohten Handlungen.
Seit der Umsetzung der EU-Richtlinie 2011/36/EU (Richtlinie zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels und zum Schutz seiner Opfer des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. April 2011) im Jahr 2016 wurden die national geltenden Gesetze um das Thema Menschenhandel mit dem auf der EU-Ebene geltenden Standard erweitert. Neben den Begriffsklärungen der Europäischen Union oder jener daran angelehnten nationalen Version im deutschen Strafgesetzbuch gibt es auch weitere Definitionen von Menschenhandel von Organisationen wie den Vereinten Nationen (UN) oder der International Labour Organization (ILO).
Für Deutschland bildet das vom Bundeskriminalamt (BKA) ausgegebene Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung in regemäßig erscheinenden Berichterstattungen die nationale Situation um das Thema Menschenhandel ab. Die meisten Fälle des Menschenhandels fallen dabei jährlich in die Bereiche sexuelle Ausbeutung und Arbeitsausbeutung.
So gab es laut BKA im Jahr 2022 insgesamt 476 Opfer und 488 Tatverdächtige im Bereich Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung in Deutschland, die in 346 abgeschlossenen Ermittlungsverfahren erfasst wurden. In den meisten Verfahren wurde aufgrund des Vorwurfs der Zwangsprostitution ermittelt (siehe die Übersicht zu den Ermittlungsverfahren im Bereich Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung nach Deliktart). Verhältnisse, die als Ausbeutung von Prostituierten oder Zuhälterei erfasst werden, zeichnen sich laut BKA z. B. durch schlechte Bezahlung, überlange Arbeitszeiten, überhöhte Vermittlungsgebühren und/ oder Mietzahlungen, unwürdige und zum Teil gefährdende Arbeitsbedingungen und Vorenthalten des Lohns aus. Die in den meisten Fällen weiblichen Opfer wurden dabei am häufigsten durch die Loverboy-Methode angeworben, in welcher weibliche Minderjährige und junge Frauen unter Vorspiegelung einer Liebesbeziehung in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis gebracht werden, um sie in der Folge an die Prostitution heranzuführen und auszubeuten.
Besondere Aufmerksamkeit erfahren die Fälle, bei denen Minderjährige Opfer von Ausbeutung wurden. Im Jahr 2022 gab es 171 abgeschlossene Ermittlungsverfahren zu Delikten, bei denen Minderjährige ausgebeutet wurden. Dabei wurden 270 minderjährige Opfer erfasst, die in den meisten Fällen sexuell ausgebeutet wurden.
Bei der Ausbeutung der Arbeitskraft nach § 233 StGB kommt es laut BKA nicht darauf an, ob der Täter das Opfer zur Aufnahme oder Fortsetzung der Tätigkeit „gebracht“, d. h. dessen Willensentschließung beeinflusst hat. Es genügt, dass der Täter die schlechte wirtschaftliche Situation des Opfers kennt und diese für sich nutzbar macht, indem er das Opfer zu ausbeuterischen Bedingungen (z. B. schlechte Bezahlung, überlange Arbeitszeiten, überhöhte Vermittlungsgebühren und Mietzahlungen, gefährliche Arbeitsbedingungen und Vorenthalten des Lohns) beschäftigt. Im Bereich Menschenhandel zum Zwecke der Arbeitsausbeutung verzeichnete das BKA 1.019 Opfer, 76 Tatverdächtige und 34 abgeschlossene Verfahren.