Kriminalität in Deutschland
Statistische Erfassung der Kriminalität und ihre Grenzen
In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des BKA werden die im jeweiligen Berichtsjahr der Polizei bekannt gewordenen und durch sie endbearbeiteten Straftaten (einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche) abgebildet. Eine statistische Erfassung erfolgt erst bei Abgabe an die Staatsanwaltschaft; damit handelt es sich um eine sogenannte Ausgangsstatistik. Die Zahlen bilden also lediglich das Hellfeld ab, nicht aber das wahre Vorkommen der Straftaten. Die Summe aller den Strafverfolgungsbehörden nicht bekannt gewordener Straftaten wird als Dunkelfeld bezeichnet. Faktoren, die Einfluss darauf haben, ob Straftaten erfasst werden und somit in das Hellfeld gelangen, sind zum Beispiel die Quantität polizeilicher Kontrollen, die Qualität dieser Kontrollen und, insbesondere bei Straftaten(-gruppen) wie Partnerschaftsgewalt, auch das Anzeigeverhalten von Opfern und Zeugen. Das Anzeigeverhalten kann sich je nach Schwere des Delikts unterscheiden, sich über Jahre hinweg verändern und auch regional unterschiedlich ausgeprägt sein. So haben zum Beispiel Dunkelfeldstudien gezeigt, dass Vergewaltigungen seltener angezeigt werden als Einbrüche. Zudem werden Straftaten in der Familie seltener zur Anzeige gebracht als ähnliche Straftaten, die von Fremden begangen werden.Diebstahl und Betrug sind die häufigsten Straftaten
Die Straftaten / -gruppen mit den meisten erfassten Fällen waren auch 2023 Diebstahlsdelikte (ohne und unter erschwerenden Umständen), Vermögens- und Fälschungsdelikte (darunter insbesondere Betrug) sowie Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (dazu zählen z.B. Körperverletzungen). Verbrechen wie Mord und Totschlag machen dagegen nur einen kleinen Anteil aller Fälle von Kriminalität aus, nämlich 0,1 Prozent.Die Anzahl der Kriminalitätsfälle in den Bundesländern war in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg am höchsten. Gemessen an der Häufigkeitszahl von Straftaten ist es allerdings deutlich wahrscheinlicher, in Stadtstaaten wie Berlin, Bremen oder Hamburg Opfer eines Verbrechens zu werden.Aufklärungsquote gestiegen
Die polizeiliche Aufklärungsquote von Straftaten lag im Jahr 2023 deutschlandweit bei 58,4 Prozent und damit höher als noch im Vorjahr. Die Aufklärungsquote bezeichnet das Verhältnis der aufgeklärten zu allen polizeilich registrierten Fällen. In der Terminologie der Polizeilichen Kriminalstatistik gilt eine Straftat dann als aufgeklärt, wenn mindestens ein namentlich bekannter Tatverdächtiger ermittelt werden konnte. Bei der Interpretation der Aufklärungsquote ist Folgendes zu beachten: Da die aufgeklärten Fälle und die polizeilich registrierten Fälle statistisch voneinander unabhängig sind, kann es rechnerisch zu einer Aufklärungsquote von über 100 Prozent kommen. Zudem kann die Aufklärungsquote durch Ermittlungsvorgänge mit zahlreichen Einzelfällen (z.B. bei Steuerdelikten) deutlich beeinflusst werden, da hierbei häufig ein hoher Anteil der Fälle aufgeklärt wird. Die Aufklärungsquote in einzelnen Kriminalitätsbereichen wird durch die Schwerpunktsetzung der polizeilichen Arbeit beeinflusst und hängt auch vom Anzeigeverhalten der Betroffenen ab.Mehr junge und ausländische Tatverdächtige
Bei der Anzahl der Tatverdächtigen zeigte sich zwischen 2016 und 2021 eine rückläufige Entwicklung; zuletzt gab es dann jedoch wieder einen deutlichen Anstieg auf rund 2,25 Millionen im Jahr 2023. Die Anzahl der tatverdächtigen Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren durchlief die gleiche Entwicklung: Im Jahr 2021 waren es noch circa 155.000 tatverdächtige Jugendliche; 2023 hat die Anzahl der polizeilich erfassten Tatverdächtigen in diesem Alter jedoch wieder zugenommen und lag bei gut 207.000. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei Straftaten erreichte im gleichen Jahr einen Höchststand von 41,1 Prozent.Über 1,2 Millionen Kriminalitätsopfer
Insgesamt gab es in Deutschland im Jahr 2023 rund 1,25 Millionen polizeilich registrierte Opfer von Straftaten mit Opfererfassung (Angaben zu Opfern werden nur bei bestimmten Straftaten / -gruppen erfasst, z. B. bei Gewalt- und Sexualdelikten). Besonders im Fokus stehen die Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, deren Zahl 2023 einen traurigen Höchststand von fast 40.700 erreichte. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass diese Anzahl lediglich die polizeilich erfassten Missbrauchs-Straftaten abbildet; es ist also davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Opfer eines Mordes wurden in Deutschland im gleichen Jahr 299 Menschen.Gerichtliche Verurteilungen rückläufig
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 647.000 Personen rechtskräftig verurteilt. Damit sank die Zahl der Verurteilungen auf einen erneuten Tiefststand; 2012 hatte sie noch bei circa 774.00 gelegen. Von den Verurteilten waren 82 Prozent männlichen Geschlechts. Die Zahl der Gefangenen und Verwahrten in Justizvollzugsanstalten lag im Jahr 2023 bei etwa 44.200.Weitere Themenseiten und Reporte zu Kriminalität
Weitere Statistiken zu diversen verschiedenen Straftaten, den Kriminalitätsopfern, den Tatverdächtigen und der Aufklärung von Straftaten sowie einzelnen Kriminalitätsfeldern bündeln die folgenden Themenseiten bzw. Reporte:• Kriminalität in Deutschland
• Jugendkriminalität in Deutschland
• Kriminalität in Deutschland: Diebstahl und Raub
• Kriminalität in Deutschland: Wohnungseinbruchdiebstähle
• Kriminalität in Deutschland: Sexualdelikte
• Kriminalität in Deutschland: Drogendelikte
• Wirtschaftskriminalität in Deutschland
• Organisierte Kriminalität in Deutschland
• Extremismus und Politisch motivierte Kriminalität in Deutschland